News

Der Bouba/Kiki-Effekt – Wenn Formen sprechen

vom 16.10.2025

Warum klingt "Kiki" spitz und "Bouba" weich? Diese Frage mag auf den ersten Blick kurios wirken – und doch steckt dahinter ein faszinierendes psychologisches Phänomen, das unser Verständnis von Sprache, Wahrnehmung und sogar Markenkommunikation auf den Kopf stellt: der Bouba/Kiki-Effekt.

Was ist der Bouba/Kiki-Effekt?

Der Bouba/Kiki-Effekt beschreibt die Tendenz, bestimmten Lauten bestimmte visuelle Formen zuzuordnen. In einem typischen Experiment wird Versuchspersonen eine runde, wolkenartige Form und eine kantige, gezackte Form gezeigt. Dazu gibt man ihnen zwei Fantasiewörter: "Bouba" und "Kiki". Die überwältigende Mehrheit der Menschen – unabhängig von Sprache oder Kultur – weist der runden Form "Bouba" und der spitzen Form "Kiki" zu.

Woher kommt dieser Effekt?

Die Ursprünge dieser Beobachtung gehen auf den Psychologen Wolfgang Köhler zurück, der bereits in den 1920er-Jahren erste Experimente dazu durchführte. Populär wurde der Effekt jedoch vor allem durch spätere Studien, in denen Forscherinnen und Forscher den Zusammenhang zwischen Lauten und Formen systematisch untersuchten – mit immer wieder ähnlichen Ergebnissen: Menschen verknüpfen weiche Laute wie "Bouba" mit runden Formen und harte Laute wie "Kiki" mit spitzen Formen. Und das nicht nur bei Erwachsenen, sondern auch bei Kleinkindern und sogar in vielen verschiedenen Sprachräumen.

Warum ist das spannend?

Der Bouba/Kiki-Effekt zeigt, dass unsere Wahrnehmung nicht völlig willkürlich ist. Klang und Form sind – zumindest teilweise – intuitiv miteinander verknüpft. Psychologinnen und Psychologen sprechen hier von "krossmodaler Korrespondenz" – also der Verbindung unterschiedlicher Sinnesmodalitäten wie Hören und Sehen.

Diese Verbindung könnte auch erklären, warum bestimmte Markennamen für uns stimmiger oder sympathischer wirken als andere. Ein Produkt mit einem weichen, runden Design und einem sanften Namen wirkt harmonischer als ein harter, zackiger Name. Auch im Design, in der Werbung oder beim Storytelling spielt dieser Effekt eine Rolle – oft ohne dass uns das bewusst ist.

Was sagt das über unser Gehirn?

Der Effekt legt nahe, dass unser Gehirn dazu neigt, Muster zu bilden – und zwar über Sinnesgrenzen hinweg. Wir suchen nach Kohärenz, nach Übereinstimmung zwischen Klang, Form und Bedeutung. Diese Fähigkeit könnte evolutionäre Vorteile gehabt haben, etwa bei der Interpretation von Lauten in der Natur oder bei der sozialen Kommunikation.

Fazit

Der Bouba/Kiki-Effekt ist ein überraschendes, aber eindrucksvolles Beispiel dafür, wie tief verwurzelt manche Wahrnehmungsmuster in uns sind. Er zeigt, dass Sprache mehr ist als nur Bedeutung – sie klingt, fühlt und wirkt. Wer versteht, wie solche Effekte funktionieren, kann sie im Alltag gezielt nutzen – sei es in der Kommunikation, im Design oder einfach beim Beobachten der Welt um uns herum.

Neugierig geworden?

Der Bouba/Kiki-Effekt ist nur eines von vielen spannenden Beispielen dafür, wie Psychologie unsere Wahrnehmung beeinflusst. Wenn Du mehr über solche Effekte erfahren und lernen möchtest, wie Kommunikation, Medien und Psychologie zusammenhängen, dann wirf unbedingt einen Blick auf unseren Studiengang Psychologie & Kommunikation – praxisnah, aktuell und genau richtig für alle, die menschliches Denken und Verhalten verstehen wollen.

Sara Baumeister und Chris Braunstein
Studienberatung

Klingt interessant?

"Noch mehr spannende Einblicke in das Studium gibt es beim Infotag. Wir freuen uns Dich beim Infotag persönlich kennen zu lernen."

Infotag besuchen